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Filme von Filmfestival Mannheim 2003

     
Glowing, growing
Mutual Love – Gegenseitige Liebe. Das ist der Traum von Kim. Nur zu dumm, dass seine Freundin die Sache anders sieht. Sie will sich von ihm trennen. Sagt ihm, dass sie ihm nur ausgenutzt hat, an sein Geld wollte. Sie habe ihn nie geliebt. Wütend und enttauscht von der Demütigung tötet Kim die Frau im Affekt.
Getrieben von Schuldgefühlen beschließt er 500 km weit zu einer Internetsekte zu fahren, um mit ihnen am 9. September (in sieben Tagen) Massenselbstmord zu begehen. Vorher schreibt er noch seinem Freund aus Schulzeiten, Hyung.
Er will sich von ihm verabschieden, ihn noch ein letztes mal sehen. Er will wissen, ob er seinen Traum erfüllen konnte und ein angesehener Manager geworden ist.
Das ist er nicht. Hyung arbeitet als Kassierer in einem Supermarkt, er wird von den Kunden beschimpft, beleidigt und gedemütigt. Die wahre Liebe hat er nie kennen gelernt. Seine Träume konnte er nie erreichen.
„Wir haben es uns nicht ausgesucht geboren zu werden, aber wir haben die Freiheit unser Leben selbst zu beenden.“ Als Kim Hyung von seinem Plan erzählt, beschlisset er mitzugehen. Er will zum Abschied Teil etwas Großem sein. Und so machen sich die beiden mit ihren Fahrrädern auf den Weg zur Sekte.
Doch bis sie dahin kommen, müssen sie sich noch von Verwanden verabschieden und Menschen treffen, die ihre Einstellung zum Leben verändern werden.
 
Glowing, growing ist der Universitäts-Abschlußfilm von Kei Horie. Der durchweg bewegende Film hinterfragt bewusst die Lebenswerte der japanischen Gesellschaft.
Kim und Hyung leben in einem Land, in dem gesellschaftliche Stellung, Erfolg und Reichtum alles bedeuten. Die Verlierer dieser Gesellschaft bleiben sich selbst überlassen. Das Verdeutlicht der Regisseur mit wunderschönen stilistischen Bildern, voller Symbolik. Das junge Mädchen z.B. , das sich mit Hyung abgibt und ihr Essen mit ihr teilt, wird von Hyung zunächst verschwommen gesehen und ihr Rucksack mit den zwei kleinen Flügeln lässt sie wie einen Engel erscheinen, der aus dem Nichts auf ihn zukommt.
Das Treffen Hyungs mit seiner jüngeren Schwestern und ihrem beliebten, coolen Freund endet bewegend mit dem Satz von Hyung an den Freund „Ich wollte ich wäre so wie du“. Der Film steuert unbeirrt auf das tragische Ende zu, das unausweichlich ist. Und so findet Hyung letzten Endes die Freiheit.
 
Der Film ist ein kleiner Film, mit minimalstem Budget. Aber die Story überzeugt und bewegt. Und das lässt einem problemlos über den ein oder anderen Kamerawackler hinwegschauen. Wenn es dieser Film jemals in die deutschen Kinos schaffen sollte, sollte man ihn sich unbedingt ansehen.
 
 
Alte Männer in neuen Autos
 
2000 überzeugte ein kleiner dänische Film mit rabenschwarzen Humor. „In China essen sie Hunde“ heißt das Werk, das in Insiderkreisen (Publikumsliebling beim Mannheimer Festival 2001) längst Kultstatus genießt. Nun hat der Regisseur Lasse Spang Olson mit einem Prequel nachgelegt.
Harald ist gerade aus dem Gefängnis herausgekommen, schon hat er wieder die jugoslawische Mafia am Hals.
Doch dass interessiert ihn nicht, schließlich liegt sein Mentor und Ziehvater Munken auf dem Sterbebett.
Er bittet Harald um einen Gefallen. Er hat einen Sohn, gezeugt mit einer schwedischen Stewardess. Dieser sitzt in Schweden im Knast. Harald soll ihn herausholen, damit Munken ihn noch einmal sehen kann.
Nur zu dumm, dass der Sohn Ludvig ein mehrfacher Frauenmörder ist.
 
„Alte Männer...“ kommt genau wie sein Vorgänger mit rabenschwarzem Humor daher, der einige Lacher garantiert. Doch während „In China...“ noch hart an der Grenze zum Geschmacklosen war, so geht „Alte Männer..“ darüber hinaus. Der frauenmordende Ludvig, der zu den gefundenen toten Frauen nur sagen kann „Sie ist gefallen.“ ist meiner Meinung nach zu hart für die heutige Zeit der Frauenschänder und Kindervergewaltiger.
Man merkt dem Film den Erfolg des Vorgängers an. Denn der Film kommt mit dicken Stunts und Computereffekten daher und war damit schon ein Außenseiter zu der Masse an lowbudget Independentfilmen, die bei diesem Newcomer-Filmfestival gezeigt wurden.
Alles in allem unterhält der Film, wenn auch mit weniger Gags als sein Vorgänger, aber an diesen kann er nicht heranreichen.
 
 
Bug - Käfer
 
Silverlake, Kalifornien. Ein kleiner Junge isst einen Burger und sieht einen Käfer vor seinen Füssen herumkriechen. Er beobachtet den Käfer eine Zeit lang; dann tritt er ihn tot.
Mit dieser Tat tritt er unbewusstlos eine Kettenreaktion los, die eine Gruppe von Menschen zusammenkommen lässt.
Da ist Cyr (großartig: Brian Cox), der bei dem Versuch den Jungen zu belehren eine Strafzettel bekommt.
Dwight (Jamie Kennedy) dessen Job es ist die Weisheiten für chinesische Glückskekse zu schreiben, lässt seinen Beziehungsfrust an den Keksen aus und verfasst Texte wie „Deine Freundin nutzt dich nur aus“.
Eben jene Glückskekse weisen Mitchel (Jon Huertas) den Weg zum Herzen von Eilleen (Sarah Paulson).
Und so bestimmt der Tod des Käfers das Schicksal der Menschen.
 
Das Leben ist ein Geflecht von Handlungssträngen, die untrennbar miteinander Verknüpft sind. Das ist die einfache Aussage der Jungregisseure Phil Hay und Matt Manfredi.
Die Jungs haben in 24 Drehtagen an 35 Drehorten mit geringem Budget eine Komödie hingelegt, die sich durchaus sehen lassen kann. Die einzelnen Episoden und Charaktere sind wunderbar miteinander verwoben. Eine Szene baut direkt auf der vorherigen auf. Hätte in den 24 Drehtagen nur eine Szene nicht gedreht werden können, so wäre der ganze Film ruiniert gewesen. Entsprechend lobend erwähnen muss man den wunderbaren Schnitt von John Binninger. Der die einzelnen Szenen gekonnt zu einem Ganzen zusammenführt.
Die Bilder und Kameraführung sind makellos (Großartig ausgeleuchtete Szenen) und die komplexe Story überzeugt und unterhält.
Obendrein steht vor der Kamera, neben vielen Freunden und Familienmitgliedern der Regisseure, die auch selbst zwei Rollen übernahmen, ein beeindruckender Brian Cox (spielte u.a. Hannibal Lektor in „Manhunter“, und in Filmen wie Bravehart oder Rob Roy), der der Rolle des gutmütigen Cyr eine ungeheure Präsenz auf der Leinwand verleiht.
 
Lediglich das Ende ist diskussionsdürftig, aber das wissen die Regisseure auch, immerhin haben sie lang genug über das Ende diskutiert.
 
Kurz um: Phil Hay und Matt Manfredi. Das sind Namen, die man sich merken sollte.
 
SB
 
 


© Stefan Böhm