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Roter
Drache
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- Start:
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Als ich vor Jahren die ersten Verfilmung des Romans
von Thomas Harris sah war ich beeindruckt. (Ich zitiere den Film in der Episode
„Der Psychopath“ meines Drehbuchs „Civitas Anonymus“)
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Als ich letztes Jahr das Buch las, war ich
begeistert. Die meisten Bücher haben die Eigenschaft unverfilmbar zu sein
(Bestes Beispiel: „American Psycho“), aber aus diesem Buch kann man einen
wunderbaren Film machen (besser als Michael Mann es in „Manhunter gemacht hat)
und die Art wie das Buch zu verfilmen sei ist heute noch klar vor meinem
geistigen Auge. Was ich eigentlich nur damit sagen will: Als ich das Kino zu
der zweiten Verfilmung betrat, war ich vorbelastet. Die Story kannte ich
auswendig, die vermeintlich beste Arte die Story auf Zelluloid zu bannen, ist
nach wie vor fest in meinem Geist verankert. Eine unvoreingenommene Kritik
meinerseits ist daher nicht mehr möglich. Nichts desto trotz: Hier ist meine
Meinung.
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Die Story
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Ermittler Will Graham (Edward Norton) ist ein Profiler. Er
kann sich in die Psyche von Serienmördern versetzten, bis er wie sie denkt und
somit ihre nächsten Schritte vorraussehen kann.
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Diese Eigenschaft machte es ihm möglich Hannibal Lector
(erneut genial: Anthony Hopkins) dingfest zu machen.
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Der Lohn dafür: Eine entstellende Lebensgefährliche
Verletzung. Ein Jahr im Krankenhaus, aufgrund das dabei entstandenen Traumas
ein weiteres Jahr in der Psychiatrie. Abschließend das Quittieren des Jobs beim
FBI.
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Nun lebt Graham mit seiner Frau in Florida im Paradies am
Strand. Nie wieder will er es mit Typen wie Lector zu tun bekommen.
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Eines Tages taucht Jack Crawford (Harvey Keitel) bei ihm
auf. Ein Psychopath (Liam Neeson), besessen von einem Gemälde von William
Blake, hat an den letzten beiden Vollmonden zwei Familien ausgerottet. Das FBI
tappt im dunkeln und Jack bittet Graham um Hilfe.
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Graham willigt nach zögern ein. Unter der Bedingung im
Hintergrund bleiben zu können. Die Familie bleibt aus der Sache draußen. Er ist
nicht in vorderster Front bei der Jagd nach dem Mörder.
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Doch die Zeit bis zum nächsten Vollmond verrinnt
und Graham es sich versieht muss er seinen Alptraum Lector um Hilfe bitten,
seine Familie in die Sache mit hineinziehen und sich selbst als Köder
ausliefern.
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Wie gesagt das Buch ist großartig. Die Geschichte
dreht sich im wesentlichen um drei Konflikte.
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Erstens: der Konflikt zwischen den Cop und dem
Verbrecher
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Zweitens: Der Konflikt den Graham mit sich selbst hat.
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Im Buch ist Graham nicht verheiratet. Er hat nach der
Entlassung aus der Psychiatrie Molly, seine Freundin kennen gelernt. Der Sohn
stammt aus Molly’s erster Ehe. Und Graham hat noch Problem von ihm akzeptiert
zu werden.
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Als er sich entschließt den Fall anzunehmen riskiert er
zusehendst mehr den Verlust seiner Beziehung.
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Er muss sich seinem schlimmsten Alptraum stellen: Hannibal
Lector, der Mann der ihn fast umgebracht hätte.
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Er muss, unfreiwillig, seine Freundin und ihren Sohn mit in
Sache hineinziehen. Der Mann ist nach wie vor ein seelisches Wrack und trotzdem
muss er sich seinen Dämonen stellen.
Er muss dem Teufel in Person des Schmierenreporters Freddy
Lounds, der damals über Graham berichtet hatte, als er physisch und psychisch
krank, ganz unten lag, paktieren.
Und er muss sich selbst als Köder für den Psychopathen
Dolarhyde ausliefern.
Und wenn das Buch endet, dann hat sich der Kreis geschlossen
und Graham liegt wieder entstellt und schwer verletzt im Krankenhaus, so wie
nach dem letzten gelösten Fall: den des Hannibal Lectors.
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Drittens: Francis Dolarhyde ist ein entstelltes, hässliches
Kind. Als seine Mutter ihn sah, gab sie ihn zur Adoption frei. Seine Großmutter
nahm ihn bei sich auf und erzog ihn hart und unfair. Seine Geschwister ärgerten
und hänselten ihn. Er lispelt (schön gesprochen von Neeson) und ist extrem
schüchtern und misstrauisch den Menschen gegenüber.
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Mit der Zeit ist er besessen von dem roten Drachen, einem
Gemälde von Blake. Er möchte so mächtig sein wie er. Er beginnt schon in seiner
Jugend zu töten. Erst Tiere, jetzt ist er soweit Menschen zu töten und seine
Macht ihnen gegenüber zu demonstrieren. Francois Dolarhyde hat es noch erfahren
geliebt zu werden.
Kurz vor seiner dritten Mordnacht geschieht das
unglaubliche, sich die blinde Arbeitskollegin Reba McClane (Emily Watson)
verliebt sich in Francis und stürzt ihn in einen tiefen Konflikt.
Er hat es noch nie erfahren geleibt zu werden. Überwältigt
von dieser Erkenntnis beschließt er aufzuhören. Doch der Rote Drache in ihm
(Dolarhyde ist schizophren) hat ihn fest in seiner Hand und will ihn daran
hindern.
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Mann’s Interpretation des Romans hat sein Augenmerk auf
speziell den dritten Konflikt gelegt, der bei Rattner (dem jetzigen Regisseur)
leider fast vollkommen untergeht. Auch ist Neeson, so gut er auch als
Schauspieler ist, für diese Rolle total fehlbesetzt. Liam Neeson als hässlicher
entstellter Außenseiter. Sorry aber so smart wie Neeson aussieht kann man ihm
das nicht abkaufen. Da war Tom Noonan in „Manhunter“ die wesentlich bessere
Besetzung.
Zwar hält sich Rattner enger an die Vorlage (Gott sei dank) und hat auch
einige gute Moment in der Darstellung der Arbeit von Graham, aber die Konflikte
in denen sich Jäger und Gejagter befinden kommen nicht genügend raus. (Obwohl
sie, aufgrund der Enge zur Vorlage immer wieder latent angedeutet werden)
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Auch die Konsequenz des zweiten Konflikt: Graham endet
wieder entstellt im Krankenhaus, wird von Rattner übergangen, so dass ein
Standard-Gut–Jagt-Böse-Thriller übrigbleibt. Dieser ist aber dank der guten
Storywendungen der Vorlage und der glänzenden Schauspielerleistung (Hannibals
Part wurde gegenüber dem des Buches um einiges verlängert, was dem Film
durchaus gut tut.) durchweg unterhaltsam und anschauenswert.
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Eine solide Verfilmung, die aber durchaus besser hätte sein
könne.
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- SB
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© Stefan Böhm
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